Das junge Auge mit seiner natürlichen Akkommodationsfähigkeit kann leider auch mit der besten Kontaktlinse oder der fortschrittlichsten Operation nicht wiederhergestellt werden. Es gibt dennoch unterschiedliche Herangehensweisen, die das Sehen in mehrere Distanzen ohne Lese- oder Gleitsichtbrille ermöglichen und so die Lebensqualität verbessern.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ansätze wie dies durch Kontaktlinsen oder mit einer Operation am Auge erreicht werden kann:
Monovision, auch "Goethe-Blick" genannt, ist ein Prinzip, bei dem ein Auge überwiegend für den Blick in die Ferne und das andere Auge für die Nähe korrigiert wird. Das Gehirn fügt beide Eindrücke zusammen und ermöglicht so eine weitgehende Unabhängigkeit von Brille oder Lesebrille. Die häufigsten Aktivitäten des alltäglichen Lebens können damit wieder ohne Brille erledigt werden.
Der Unterschied zwischen den Augen sollte nicht mehr als 1.5 Dioptrien betragen um die dreidimensionale Wahrnehmung nicht zu beeinträchtigen.
Bei der Klassischen Monovision werden beide Augen mit monofokaler Optik ausgestattet. Dadurch entsteht ein klares Sehen ohne Einbussen in jeweils einer Distanz, ein Auge für die Ferne und das andere Auge für die mittlere Distanz resp. Computerdistanz. Zum angenehmen Lesen von Büchern oder Zeitungen in näherer Distanz ist oft noch eine Brille nötig.
Ein Auge wird wie bei der klassischen Monovision ohne Kompromisse für die Ferne korrigiert. Das andere Auge wird jedoch so behandelt, dass eine erweiterte Tiefenschärfe entsteht. So kann ein grösserer Sehbereich abgedeckt werden mit einem Minimum an Einbusse der Sehschärfe und Kontrast im Nahbereich. Die Zeitung kann damit ohne Brille gelesen werden.
Multifokalität bedeutet, dass Licht aus unterschiedlichen Distanzen unterschiedlich stark gebrochen wird und somit mehrere scharfe Bilder auf der Netzhaut entstehen man spricht auch von Pseudoakkommodation.
Während bei einer monofokalen IOL Licht nur aus einer Distanz gebrochen wird entstehen bei Multifokalen IOLs mehrere scharfe Bilder aus unterschiedlichen Distanzen auf der Netzhaut. Durch ein sogenanntes "Neuronal Processing" gewöhnt sich das Gehirn daran jeweils das richtige Bild auszulesen. Die Optikern sind so gestaltet, dass der Nahteil im Zentrum der Linse liegt, denn beim Blick in die Nähe verengen sich die natürlichen Pupillen. Dadurch kann eine Addition von +2.5 bis +3.0 erzielt werden, d.h. der Fokus für die Nähe liegt bei 40 bis 33 cm, ideal auch zum lesen.
Es gibt unterschiedliche Arten von multifokalen IOLs mit besonderen Vor- und Nachteilen
Eine Operation ist nur dann sinnvoll wenn Sie mit Lesebrille oder mit Gleitsichtbrille nicht zurecht kommen. Dies ist vor allem abhängig von Ihren täglichen Aktivitäten.
Falls eine Linsentrübung resp. ein grauer Star besteht macht es grundsätzlich Sinn sich genau zu überlegen wie Sie nach der Operation sehen möchten resp. ob und für welche Aktivitäten Sie wieder einer Brille tragen wollen.
Falls schon von Natur aus eine leichte Monovision besteht oder der Test mit der Steckbrille oder Kontaktlinsen funktioniert ist es sinnvoll dies auch zu nutzen.
Falls Monovision nicht vertragen wird d.h. Sie fühlen sich unwohl, haben Schwindel oder müssen jeweils ein Auge abdecken um nah oder fern zu sehen, ist für Sie Monovision keine Option. In diesem Falle sollten beide Augen für eine Distanz, also für die Ferne, die Nähe oder mit multifokalen IOLs korrigiert werden.
Bei Patienten, die schon von Natur aus unterschiedliche Augen haben kann auf eine Simulation der Monovision mit Kontaktlinsen verzichtet werden.
Bei allen anderen Patienten ist es wichtig die Monovision entweder mit einer Steckbrille oder besser noch mit Kontaktlinsen auszuprobieren.
Grundsätzlich gilt, je höher der Leidensdruck, desto grösser die Freude über das Resultat nach der Operation. Demzufolge sind Patienten, die viel Sport treiben oder Hobbies nachgehen, bei welchen eine Brille besonders störend ist, am meisten für eine Behandlung der Alterssichtigkeit geeignet.
Zwischen 40 und 50 Jahren hat die natürliche Augenlinse noch immer eine reduzierte Fähigkeit zu akkommodieren, deshalb ist es in dieser Altersgruppe sinnvoll die Linse zu belassen und stattdessen eine Augenlaser-Operation zu erwägen. Die Linsentrübung tritt meist später, zwischen 60 und 70 Jahren auf und kann dann mit einer Kataraktoperation behoben werden. Die bestehende Monovision resp. Monovision mit erweiterter Tiefenschärfe bleibt nach der Graustaroperation bestehen oder kann ggf. danach mit dem Laser leicht angepasst werden.
Ab fünfzig ist die natürliche Linse starr und kann nicht mehr akkommodieren. Nicht selten bestehen in diesem Alter schon feine Trübungen im Linsengewebe, also erste Zeichen für einen beginnenden grauen Star. In diesem Falle wäre eine Augenlaserbehandlung an der Hornhaut zwar noch möglich, jedoch kann sich durch das Fortschreiten der Linsentrübung die Korrektur wieder verändern. Folglich ist es hier sinnvoll die Linsen vollständig zu entfernen und an dessen Stelle eine Künstliche IOL (Intraokularlinse) zu implantieren. Dies entspricht der eigentlichen Graustaroperation, welche dann im späteren Alter nicht mehr anfällt.